Haus der (Bürger und) Vereine

Pöcking, mit seinen etwa 5.000 bis 6.000 Einwohnern – verteilt auf mehrere Ortschaften – will ein Haus der Bürger und Vereine bauen. Die Gemeinde liegt im Einzugsbereich der Landeshauptstadt München mit ca. 1,45 Mio. Einwohnern.

Insbesondere wegen der Nähe zu München hat die Gemeinde eine sehr heterogene Bevölkerungsstruktur. Einerseits die Einheimischen mit ihrem Lebensmittelpunkt in Pöcking, meistens eher der Tradition verbunden, andererseits diejenigen, die mehr oder weniger großstadtorientiert sind, die städtische Lebensformen pflegen und in Pöcking wohnen.

Diese Unterschiedlichkeit in der Bevölkerung kann gegenseitige Bereicherung sein oder aber zur Lagerbildung führen. Für Letzteres gibt es deutliche Anzeichen z. B. Kirchenweg.

Und ebendiese Gemeinde hat ein Projekt, das, sofern klug durchdacht und geplant, durchaus eine Bereicherung für Pöcking werden könnte.

Was ist bisher geschehen?

Es gab unter Bürgermeister Krabler schon einmal einen Anlauf zum selben Thema. Damals fand ein Architektenwettbewerb statt mit einem unstrittigen Preisträger. Danach gelangte der Gemeinderat zu der Einsicht, das Projekt sei zu groß, viel zu teuer und nicht auf den örtlichen Bedarf abgestimmt. Die Anlage hätte einer 30.000-Einwohnerstadt zur Ehre gereicht.

Die Einsicht kam spät, kostete etwa 300.000,– DM, aber wenn Einsichten zur Verbesserung führen, war das Geld nicht schlecht angelegt. Die GRÜNEN haben sich damals nicht aus dem Fenster lehnen müssen. Das Projekt hatte sich selbst erledigt.

Dann startete Bürgermeister Schnitzler einen neuen Versuch. Von nun an hieß es aber Haus der Vereine, nicht Haus der Bürger – wie allgemein üblich. Auf Ersuchen der GRÜNEN, die der Auffassung waren, dass dies ein Projekt für alle Pöckinger werden sollte, wurde es doch wenigstens als Haus der Bürger und Vereine bezeichnet. Die neue Bezeichnung hatte aber keine Folgen für eine andere Konzeption des Projekts.

Anstatt nun einen Finanzrahmen und ein Betriebskonzept für dieses Projekt zu entwickeln, das sich am Bedarf, nicht an der Nachfrage in der Gemeinde orientiert, wurden vom Bürgermeister die Wünsche der Vereine abgefragt. Und, wie das in solchen Fällen üblicherweise der Fall ist, meldeten sich die Vereine zahlreich zu Wort und hatten viele Wünsche.

Wieder wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Die Ausschreibung selbst war schon vorbelastet mit Ungereimtheiten wie z.B. der Vorgabe von Baustufen, also einer zeitlich unterschiedlichen Realisierung von Gebäuden u.a. der Sporthalle.

Der Wettbewerb gebar, wie üblich, unterschiedliche Lösungen. Es war keine dabei, die eine spontane und breite Zustimmung hatte, aber es gab durchaus brauchbare Vorschläge.

Doch schon während der Diskussion des Wettbewerbsergebnisses verrutschten zunehmend die bisher geltenden Prämissen (z.B. ist mittlerweile der Bau einer später zu realisierenden Sporthalle völlig aus den Köpfen verschwunden). So ein Umstand macht das Ergebnis des Wettbewerbs im Nachhinein nicht besser, sondern schlechter.

Nun ist es durchaus mit gutem Grund allgemein üblich, dass Wettbewerbsergebnisse, wenn sie dann realisiert werden sollen, überarbeitet und präzisiert werden. Was ist bei dieser vorgenommenen Überarbeitung passiert? Es wurden weitere Wünsche von Vereinen und Interessengruppen abgefragt und eingearbeitet. Das Bauvolumen wuchs, ebenso wie die Ansprüche an das Projekt.

Es wurde eine Tiefgarage hinzugefügt. Der Saal für Musikveranstaltungen erhielt eine größere Raumhöhe; funktionale, räumliche Zuordnungen wurden geändert. Das damit entstandene Ergebnis wäre im Wettbewerbsverfahren mit einiger Sicherheit wohl auf den hinteren Plätzen gelandet.

Warum? Die Dachlandschaft wurde vollständig und gestalterisch nicht überzeugend verändert. Der Eingangsinnenhof degradierte zu einem Hinterhof. Die Wegführung im Gebäude, die logisch und kurz sein sollte, wurde zunehmend umwegig, ebenso litt die Aufenthaltsqualität im Freien usw.

Das Problem flächenmäßig wechselnden Raumansprüchen und stark unterschiedlichen, gelegentlich zeitgleichen Nutzungen z.B. Kegeln und Konzerte im Untergeschoß und pianissimo im Erdgeschoß kann man zwar akustisch bewältigen; es wird aber unverhältnismäßig teuer. Die Elbphilharmonie lässt grüßen. Dort muss sich der Konzertsaal den Schiffshörnern der Überseeriesen akustisch zur Wehr setzen. Die Kostenexplosion dieses Bauwerks ist bekannt.

Nun zu den Kosten des geplanten Hauses in Pöcking. Begonnen haben die Kalkulationen bei etwas 5 Mio. Euro. Jetzt sind wir bei 14 Mio. Euro. Die GRÜNEN versichern dem Leser: auch dieser Betrag wird sich erhöhen!

Der Bürgermeister hat sich schön gerechnet, dass das Haus jährlich etwas 300.000 Euro Betriebskosten verursachen wird.

  • Nicht enthalten sind aber die Personalkosten, die für die Betriebsführung erforderlich werden.
  • Nicht enthalten sind die Grundstückskosten.
  • Nicht enthalten sind die Kosten, die aus der Kapitalbindung für das Projekt resultieren.

Neuerdings gibt es belastbare Zahlen des Projektsteuer-Unternehmens Companeer. Demnach finanzieren die Pöckinger Steuerzahler dieses Projekt mit 1,1 Mio. Euro pro Jahr – gerechnet auf eine angenommene Betriebszeit des Gebäude von 66 Jahren.

Und das angesichts des absehbaren Einbruchs des Steueraufkommnens der Gemeinde, und zwar, ohne dass an anderer Stelle Vorsorge für neue Einnahmen getroffen wäre. Ob das beabsichtigte Gewerbegebiet Schmalzhof Einnahmen generiert, steht in den Sternen.

Was macht also eine Kommune, wenn Steuereinnahmen absehbar einbrechen? Sie gibt das Geld, das sie noch hat, aus – und dann wird es halt an anderer Stelle fehlen.

Aber das ist noch nicht alles. Es ist unverantwortlich, ein für eine Gemeinde dieser Größenordnung vergleichsweise komplexes Projekt damit zu beginnen, Wünsche abzufragen und zu erfüllen, ohne dass ein transparentes, belastbares Betriebskonzept vorliegt. Die GRÜNEN und auch die CSU haben dies vor langer Zeit und immer wieder angemahnt – ohne Erfolg!

Die Gemeinde weiß, dass sie ohne professionellen Sachverstand von außen so ein Haus nicht führen kann. Sie braucht einen externen Verantwortlichen.

Wie soll nun so ein – nennen wir ihn mal „Dorfintendant“ – gefunden werden? Dies kann doch nur in einem frühzeitig festgelegten parteiübergreifenden, transparenten Auswahlverfahren nach offen zu legenden Regeln geschehen. Die GRÜNEN wollen nicht, dass sich das vollzieht, was die PWG sonst praktiziert – nämlich von ihr Abhängige oder der PWG nahestehende Personen mit so einer Aufgabe zu betrauen.

Die GRÜNEN lehnen den vorliegenden Entwurf für ein Haus der Bürger und Vereine ab und befürworten ein am tatsächlichen Bedarf der Gemeinde ausgerichtetes, gemeinsames Haus für alle Pöckinger aller Altersstufen, jeder kulturellen und sozialen Herkunft und ohne Ausgrenzung. Wir fordern Teilhabe für alle – und das Haus mit bescheidenerem Anspruch zu realisieren.